Rund-um-Fünen-Törn 2024
FRANK AUER
Rund-um-Fünen-Törn 2024
Liebe Segelfreunde,
Ende April hat sich eine Crew von sieben Männern aufgemacht, Erfahrung und Meilen beim Törn rund um die dänische Insel Fünen zu sammeln. Ausbilder und Skipper war hier Christian – unterstützt von Jens als Co. Desweiteren waren vier „Neue“ (Martin, Ludger, Thomas und Frank) mit an Bord – allesamt seit November fleißig in Giselas SBFS/SKS-Kurs.
Komplettiert wurde die Crew von John, der mit gut 70 Jahren auch der Alterspräsident an Bord war. Roland Nübel hatte uns eine Sun Odessey 439 bei Ecosail gechartert – groß mit wenig Tiefgang. Also genau das richtige für die dänische Südsee. In einer Vorbesprechung im Clubhaus wurde bereits das Wichtigste geklärt: Skippervertrag, Packliste, notwendige Kleidung, Anreise, Verpflegung etc. Da es noch sehr früh in der Saison war, haben wir uns in der Männer-Pension schnell auf Bord-Küche geeinigt. Und da wir alle heiß aufs Segeln waren, sind wir bereits am Freitagabend in Flensburg Sonwik angereist und haben die Option genutzt, erstmal an Bord zu schlafen und dann morgens die Übergabe zu machen. Sehr effektiv, da wir somit auch gut durch den Elbtunnel in Hamburg gekommen sind. Abends um elf und bei Temperaturen nahe des Gefrierpunktes haben wir dann unsere Sun Odessey mit dem Namen „Chuck“ am Pier C gefunden. Dank einer Eberspächer Standheizung konnten wir auch recht schnell die Temperatur unter Deck steigern – der erste Umtrunk war auch hilfreich.
Nach einer kurzen Nacht wurden wir dann um sieben vom herrlichen Kaffeeduft geweckt. Schnelles Frühstück, dann die Übergabe und gleichzeitig das Bunkern von Vorräten für eine Woche auf See. Noch vor 12 endlich das „Klar zum Auslaufen“ und „Leinen los“. Kaum aus der Marina raus, gab es das erste Übungsmanöver: Eine „8“ vorwärts und rückwärts und ohne Bugstrahlruder. So hat jeder ein gutes Gefühl für Ruder, Motor, Schraube und Trägheit des großen Joghurtbechers bekommen (Umgangssprachlich für große, weiße Plastikkähne ). Danach dann Kurs „Ost“ die Flensburger Förde raus. Das dänische Sonderburg war unser Ziel – ist auch gleichzeitig die Sommerresidenz der dänischen Königsfamile. Keine schlechte Adresse also…
Nach ein wenig Wartezeit hat sich dann die König Christian X. Brücke für uns um 19:18 geöffnet und den Weg zum „Al´s Sund“ und dem „Kleinen Belt“ freigemacht. Wenig später haben wir dann geankert. Die hungrige Crew wurde fürstlich bekocht mit Paprika-Hähnchen auf Tagliatelle mit grünem Pesto. Ein frischer grüner Salat mit Rucola als Skorbut-Prophylaxe rundete das Ganze ab. Gar nicht schlecht für den ersten Segeltag.
Da wir neben der Fahrrinne geankert hatten, brauchten wir auch ein Ankerlicht. Da dieses aber defekt war, haben wir kurzerhand eine kleine LED-Taschenlampe an eine Schot gehängt und hochgezogen. Dummerweise war aber die Lampe so leicht und die Schot so schwer, dass die Lampe nicht mehr runterkam. Nach einigen Fehlversuchen des Lasso- Werfens, hatten wir die glorreiche Idee die Dirk zu nutzen und einen Freiwilligen mit dem Bootmannsstuhl zur Lampe hochzuziehen. Da der Freiwillige aber möglichst leicht und schwindelfrei sein musste, hat sich Jens mangels Alternativen schnell gemeldet. Sowohl für Jens, als auch für die Crew an der Winsch, eröffneten sich völlig neue Perspektiven. Seht selbst: In drei Minuten hoch, eine Minute für die Lampe, eine Minute für die Aussicht und eine Minute runter. Tosender Applaus folgte – leider ohne Hafenkino.
Dann ging es im Uhrzeigersinn weiter rund um Fünen. Wir haben Middelfart umkurvt um dann unter der „Kleinen Belt Brücke“ herzufahren. Der Yachthafen von Strib war unser nächster Halt. Der Anleger war recht leer und Zuschauer gab es auch keine. Also haben wir die Gelegenheit genutzt, um mit einer 43 Fuß Yacht das Einparken und Anlegen zu üben. Christian hat uns an seinem Liegeplatz-und-Leinen-Simulator gezeigt, wie man am besten einparkt und wo die Landleinen belegt werden müssen. In der Theorie sehr klar und anschaulich. Die Praxis – nun ja – sah anders aus. Aber es war ja auch ein Übungstörn.
Nachdem wir schon ganz gut rumgekommen waren, haben wir dann am nächsten Morgen den finalen Entschluss gefasst, doch ganz rum um Fünen zu segeln. Wir sind bis Kerteminde gekommen. Ein Hafen mit Blick auf die Öresund-Brücke über den großen Belt. Sah schon ein wenig aus wie die Golden Gate Bridge in San Francisco. Aber seht selbst…
Auf dem großen Belt hatten wir dann deutlich mehr Wind und mehr Welle. Wir hatten vier bis fünf Windstärken aus Ost und ein bis zwei Meter Welle. Die „Windy“ App war nicht das Einzige, was an dem Tag grün war. Jeder hatte so seine geheimen Mittelchen gegen Seekrankheit: Ingwer, Reise- kaugummis, Akkupressur oder Magnetarmbändchen. Hat auch mehr oder weniger geholfen. Und wenn man sich trotzdem übergeben muss, ist es sehr praktisch, wenn man Lee und Luv auseinanderhalten kann. Merke: Bei Luv geht´s wieder druf :-).
In Spodsbjerg haben wir dann abends festgemacht. Das liegt ungefähr in der Mitte von Langeland und die Insel macht ihrem Namen wirklich alle Ehre. Um unsere Mägen nicht noch mehr zu beanspruchen, gab es Dosen Ravioli mit Salat. Das geht immer.
Nach den eher beschaulichen, dänischen Häfen ging es dann am nächsten Tag nach Olpenitz. Im ehemaligen Marine-Areal ist jetzt alles sehr neu, viele Apartments und doch ein bisschen seelenlos. Dafür war die Dusche wie aus der Ausstellung von Villeroy&Boch – ein Träumchen.
Nachdem wir Fünen also fast um rundet und schon mehr als 200 Seemeilen auf der Uhr hatten, ging es zum Endspurt. Der letzte Hafen war Marina Minde auf der dänischen Seite der Flensburger Förde. Somit hatten wir am letzten Tag noch genug Zeit um bei bestem Segelwetter Wenden und Halsen zu üben. Jeder war am Steuer jeder musste aber auch mal an die „Kaffeemühle“ zum Kurbeln. Elektrowinsch ist ja was für Weicheier. Pünktlich am frühen Freitag Nachmittag sind wir also wieder in Flensburg Solwig eingelaufen. Die Charter- Option „Endreinigung“ hat die Männer- Crew auch dankend angenommen.
Zum Abschluß sind wir dann doch mal Essen gegangen. Christians Geheimtipp war ein Fisch-Restaurant in Langballigau. War lecker und preiswert – der Mann kennt sich halt aus in der Flensburger Förde! Die Neuen sind jetzt 286 Seemeilen reicher an Erfahrung. Vom Skipper gab es sogar noch ein Zertifikat mit allen Tätigkeiten, die wir verrichtet hatten.
Mein besonderer Dank geht an dieser Stelle nochmals an Christian und Jens, die sich extra Urlaub genommen haben, um ihr Wissen und Können an die nächste Generation von Skippern weiterzugeben. Danke auch an den Rest der Crew. Jeder hat sich toll eingebracht und mit angepackt. Kein Genöhle, kein Gezicke sondern viel Spaß und Seemannsgarn und Kameradschaft. In Summe also viele glückliche Gesichter. „Bravo Zulu“ würde der Seefahrer sagen. Ich persönlich habe viel gelernt und freue mich schon auf den nächsten Törn mit dem HiSC.
Viele Grüße und Ahoi!
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